05.03.2020, Donnerstag, 19 Uhr | INSEL-Kino

Die Taube auf dem Dach

Guenter Naumann und Heidemarie Wenzel, © DEFA-Stiftung, Klaus Goldmann

„Die Taube auf dem Dach“, DDR/D 1973/2010
Regie und Drehbuch: Iris Gusner

„Die Taube auf dem Dach“ ist der Debütfilm von Regisseurin Iris Gusner. In starken, poetischen Bildern erzählt sie eine Geschichte, die ungewöhnlich zeitgemäß ist, weil ihre Themen: Die Suche nach einem Platz in der Gesellschaft, Geschlechterrollen, das Ausloten von Unabhängigkeit und Bindung, heute so aktuell sind wie damals.

In der DDR wurde der Film nie gezeigt. Gusner habe ein verzerrtes Bild der DDR-Realität geliefert, ausschließlich Menschen in der Krise gezeigt, hieß es zur Begründung. Prominente Regisseure wie Kurt Maetzig und Konrad Wolf setzten sich vergeblich für seine Aufführung ein.

Iris Gusner sagte später in einem Interview, dass außer der Darstellung der sogenannten Arbeiterklasse wohl das Frauenbild ausschlaggebend für das Verbot gewesen sei.

Ihre Heldin, die selbstbewusste Bauleiterin Linda, ist hin und her gerissen zwischen dem Studenten Daniel, dessen Zukunftsträumerei und Unangepasstheit ihr gefällt, und dem älteren Baubrigadier Hans, der scheinbar ziellos durchs Leben treibt. Linda nimmt sich die Freiheit ihrer Suche nach dem Glück.

Das Debüt der jungen Regisseurin war nicht einmal archiviert worden. Eine zufällig erhaltene Arbeitskopie ermöglichte seine Restaurierung, so dass er 1990 zum ersten Mal im Kino gezeigt werden konnte.

Die Taube auf dem Dach, Spielfilm DDR/D, 1973/2010, 82 Min.

Regie und Drehbuch: Iris Gusner

Mit Heidemarie Wenzel, Günter Naumann, Andreas Gripp, Wolfgang Greese, Herbert Köfer, Christian Steyer u.a.

Iris Gusner wuchs in Markkleeberg bei Leipzig auf. An der Moskauer Filmhochschule (heute Gerassimow-Institut für Kinematographie) studierte sie ab 1960 Regie. Über diese Zeit hat sie 2018 ein Buch veröffentlicht: „Start in Moskau: Regiestudenten der Moskauer Filmhochschule erinnern sich“. Nach dem Studium arbeitete sie als Regieassistentin für Konrad Wolfs Film „Goya“. Nach dem Verbot ihres Debütfilms „Die Taube auf dem Dach“ wurde ein weiteres Filmprojekt kurz vor Drehbeginn verboten. Erst ihr Märchenfilm „Das blaue Licht“ /1975/ erreichte die Kinos. Zu einem großen Erfolg wurde ihr Film „Alle meine Mädchen“ (1979). Auch in ihren weiteren Filmen – „Wäre die Erde nicht rund“ /1981/, „Kaskade rückwärts“ (1983) und „Ich liebe dich – April! April! (1988) untersuchte Iris Gusner immer wieder den Stand der viel beschworenen Emanzipation der Frau im DDR-Alltag. Im Sommer 1989 verließ Gusner die DDR und drehte für das Fernsehen der Bundesrepublik. 2009 veröffentlichte sie gemeinsam mit der ehemals westdeutschen Regisseurin Helke Sander die biografische Zwiesprache „Fantasie und Arbeit“. Sie lebt und arbeitet in Berlin.

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