22.11.2018, Donnerstag 19 Uhr | MEMORIES VII
In „Bin ein Schreiberling“ erinnert sich Peter Wawerzinek, wie er langsam vom Ostberliner Boheme-Poeten ins Sichtfeld des bundesdeutschen Literaturbetriebes geriet, wobei er sein unkomfortables Leben mit Gelegenheitsjobs und der Fähigkeit, unter allen Umständen und an allen, auch den hässlichsten Orten, schreiben zu können, eben mehr Handwerker als Feingeist zu sein, mehr „schreibender Arbeiter“ als Intellektueller, als das eines „Schreiberlings“ stilisiert, der sich klar vom „Schriftsteller“ unterscheidet. Er nimmt den Leser mit in seine Schreiberling-Kammer, teilt dem nächtlichen Gast seine Gedanken mit, reflektiert über sein Leben und seine Herkunft, positioniert sich und bleibt dabei das, was er am liebsten war und ist, ob er an der Seite des Dichters Matthias Baader Holst durch die DDR tourte oder bei der Verleihung des Ingeborg-Bachmann-Preises in Klagenfurt auftrat: Ein gewinnender Außenseiter.
Peter Wawerzinek wurde 1954 in Rostock geboren. Er wuchs in Kinderheimen und bei Adoptiveltern auf. Nach einer Lehre als Textilzeichner ging er nach Berlin, wo er als Poet und Performer unter dem Namen „ScHappy“ in der Künstlerszene von Ostberlin bekannt wurde. Mit dem Dichter Matthias Baader Holst tourte er durch die untergehende DDR. Später wurde sein schriftstellerisches Schaffen zwar durch zahlreiche Stipendien gefördert, doch seinen Lebensunterhalt verdiente Wawerzinek mit Gelegenheitsarbeiten. Wawerzinek schrieb Romane, Prosa und Essays und veröffentlichte zahlreiche Bücher. Als Stadtschreiber arbeitete er in Magdeburg und Dresden. Für 2019/20 hat er ein Stipendium der Villa Massimo in Rom erhalten.